Therapie und Selbsthilfetraining für größtmögliche Selbstständigkeit im beruflichen, schulischen und häuslichen Alltag
Das Leben wieder selbst in die Hand nehmen
Zu unseren Patienten in der Ergotherapie zählen Menschen jedes Alters. Das Leben mit all seinen Herausforderungen zu meistern stellt uns, von Kindesbeinen an, täglich, vor immer neue und wiederkehrende Aufgaben. Tausende von Handgriffen, Reaktionen, Bewegungen und Emotionen denen wir, wenn wir gesund sind, keine große Bedeutung beimessen. Vieles erledigen wir wie im Schlaf. Automatisiert treffen wir selbstverständlich Entscheidungen. Bestehen oder drohen körperliche oder geistige Einschränkungen kann Ergotherapie helfen, Ihre Handlungsfähigkeit zu erhalten, wiederherzustellen und zu verbessern.
Ergotherapie wird angewendet z. B. bei:
- angeborenen körperlichen oder geistigen Schädigungen
- neurologischen oder orthopädischen Erkrankungen
- Kindern mit Verhaltens- oder Entwicklungsstörungen
- Erkrankungen des Gehirns (Parkinson, Demenz, Alzheimer …)
- Störung der Grob- oder Feinmotorik
- Lähmungen und Bewegungseinschränkungen
- rheumatischen Erkrankungen
- Schlaganfall- oder Herzinfarkt mit Folgeerscheinungen
- Problemen bei Alltagshandlungen wie Körperpflege, An- und Auskleiden, Essen und Trinken …
- Einschränkungen nach Unfällen
- Wahrnehmungsstörungen
- gestörter Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung sensorischer Reize
- Schreibstörungen und Rechenschwäche
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Multiple Sklerose
Was ist Ergotherapie?
Ergotherapie wird, je nach Indikation, als Einzel- oder Gruppentherapie angeboten. Angeleitet und ausgeführt wird die Therapie durch speziell ausgebildete Ergotherapeuten. Die aktiv und passiv angewandten Behandlungsmaßnahmen sind darauf ausgerichtet Ihre verlorenen Fähigkeiten auszugleichen bzw. zu ersetzen. Sie lernen z. B. richtige Bewegungsabläufe, um Fehlbelastungen zu vermeiden oder üben mit Ihrem Ergotherapeuten Aktivitäten des täglichen Lebens wie Anziehen, Essen oder Körperpflege. Außerdem erhalten Sie bei Bedarf sinnvolle Hilfestellungen und Anregungen, wie Sie Ihre häusliche oder berufliche Umgebung an Ihre Bedürfnisse anpassen können.
Ergotherapie kann Ihre körperliche, geistige und seelische Konstitution stärken. Sie trainieren Motorik und Koordination. Sie lernen Tricks, die Ihnen helfen, Hürden im Alltag zu überwinden. Zu erfahren, wie Sie sich Ihrer Gefühls- und Gemütszustände bewusst werden und wie Sie Ihre inneren Empfindungen zum Ausdruck bringen, zählt ebenso zu ergotherapeutischen Maßnahmen, wie die Förderung Ihrer Sozialkompetenzen. Miteinander umgehen und agieren. Gemeinsam Aufgaben lösen, gemeinsam ein Projekt umsetzen. Des Weiteren werden, bei Bedarf, Ihre Wahrnehmungen und Empfindungen geschult. Wärme- und Kältereize, Vibrationen oder das Ertasten von Materialien, sollen u. a. dabei helfen Sinneserlebnisse aufzunehmen und richtig einzuordnen – was besonders für Kinder mit Entwicklungsstörungen und psychische Erkrankungen relevant ist.
Je nach Diagnose werden unterschiedliche Strategien und Maßnahmen für Ihre Therapie eingesetzt. Zum Beispiel:
- Handrehabilitation u. a. nach Unfällen, Verletzungen oder Operationen. Fühlen, tasten, greifen, schreiben, streicheln – Ihre Hände erfüllen unzählige Funktionen, die wir mit speziellen Techniken trainieren, damit Sie Ihre Hand so bald wie möglich wieder gebrauchen und einsetzen können, wie Sie es gewohnt sind.
- Hirnleistungstraining
Wenn Ihr Gehirn durch Krankheit oder Unfall geschädigt wurde, können Gedächtnis und Konzentration, Sprache, Sprachverständnis, sowie die Fähigkeit, komplexe Aufgaben zu planen und zu erledigen, beeinträchtigt sein. Beim ergotherapeutischen Hirnleistungstraining wird gezielt auf Störungen der Hirnfunktion eingegangen.
Bei einer Demenzerkrankung soll die Behandlung Ihre vorhandenen Fähigkeiten so lange wie möglich erhalten und die Auswirkungen der Krankheit hinauszögern. Dazu gehört oft eine Anpassung der Umgebung zu Hause. Sie lernen Strategien, wie sie mit dem Nachlassen des Gedächtnisses umgehen können. In einem fortgeschrittenen Stadium übt Ihr Ergotherapeut bestimmte Bewegungen mit Ihnen ein oder stimuliert bewusst Ihre Sinneswahrnehmungen, um den geistigen und körperlichen Abbauprozess zu verlangsamen. - ADL – Selbsthilfetraining
ADL steht für „Aktivitäten des täglichen Lebens“. Ihr Ergotherapeut trainiert mit Ihnen die Handgriffe, die Sie im Alltag immer wieder brauchen: An- und Ausziehen, Essen und Trinken, zur Toilette gehen, Körperpflege … Sie trainieren den Umgang mit möglichen Hilfsmitteln, die während der Therapie optimal auf Ihren Körper und Ihre Bedürfnisse angepasst werden. Es gibt verschiedenste Hilfsmittel, wie Schreibhilfen, Ess- und Sitzhilfen bis hin zu Fortbewegungsmitteln. - Arbeitstherapie – Ergotherapie mit berufsbezogenem Kontext
Hier geht es primär darum, Sie wieder in Ihren Arbeitsalltag einzugliedern. Sie üben gezielt die Tätigkeiten, die Ihrem Beruf entsprechen. Gemeinsam mit Ihrem Ergotherapeuten bereiten Sie sich darauf vor der Belastung am Arbeitsplatz wieder standhalten zu können.
Dazu beurteilt Ihr Ergotherapeut anhand eines festgelegten Verfahrens, Ihre Fähigkeiten. Anschließend vergleicht er das Ergebnis mit dem Anforderungs-Profil an einem bestimmten Arbeitsplatz (Klassifizierung nach MELBA: Merkmalsprofile zur Eingliederung Leistungsgewandelter und Behinderter in Arbeit). Anhand dieser Profile kann Ihr Ergotherapeut entscheiden, ob ein bestimmter Arbeitsplatz für Sie geeignet ist oder nicht. - Ergotherapie bei Einschränkungen des Bewegungsapparates
Wenn Sie Gliedmaßen verloren haben oder Teile Ihres Körpers aufgrund einer Erkrankung nicht mehr benutzen können, wird Ihre Therapie darauf ausgerichtet, diese verlorenen Fähigkeiten auszugleichen beziehungsweise zu ersetzen. Ziel ist es zu verhindern, dass Sie eine Fehlbelastung entwickeln. - Spiegeltherapie zur Schmerzreduktion u. a. bei Phantomschmerzen oder bei Morbus Sudeck (CRPS).
- Ergotherapie bei Kindern, um Entwicklungsverzögerungen aufzuholen und Verhaltensauffälligkeiten zu korrigieren.
Zum Ablauf:
Ihre Behandlung findet in unseren Praxisräumen statt. Mit ärztlicher Verordnung kommen wir aber auch gerne zu Ihnen oder Ihren Angehörigen ins Haus oder ins Heim.
Vor Beginn Ihrer ersten Behandlung steht die ergotherapeutische Diagnostik. Ihr Ergotherapeut erstellt einen Befund. Die Anamnese und die Therapie sind ganzheitlich ausgerichtet. Dabei werden neben Ihren krankheitsbedingten Einschränkungen auch soziale und alltagsrelevante Faktoren berücksichtigt. Um Ihre individuellen Lebensumstände vollständigen zu erfassen, können Ihre Angehörigen mit einbezogen werden. Ein klares, differenziertes Bild Ihrer Situation ist eine wichtige Grundlage für die Therapie und die Beratung, falls Ihr häusliches Umfeld einer Anpassung bedarf.
Wie lange dauert eine Ergotherapie?
Motorisch funktionelle Behandlung: 30 Minuten
Motorisch perzeptiv Behandlung: 45 Minuten
Psychisch funktionelle Behandlung: 60 Minuten
Hirnleistungstraining: 30 Minuten
In dieser Zeit sind das Aus- und Ankleiden, die Untersuchung und die schriftliche Dokumentation für Ihren Arzt enthalten.
Welche Ziele hat Ergotherapie?
- Lebensqualität erhalten und/oder verbessern
- Leidensdruck vermindern (besonders bei Kindern, die durch Verhaltens- oder Entwicklungsstörungen ausgegrenzt werden oder soziale Kontakte meinen)
- Schmerzlinderung
- Pflegebedürftigkeit hinauszögern, ggf. verhindern
- größtmögliche Selbstständigkeit und Unabhängigkeit
- Gesundheit fördern, Krankheit und Funktionsverlust vorbeugen
- Reintegration in das persönliche, soziale und gegebenenfalls berufliche Umfeld
Was kostet Ergotherapie?
Ihr Arzt kann Ergotherapie als Heilmittel verordnen. Für welche Erkrankungen und in welchem Umfang er eine ambulante Behandlung verordnen kann, regelt der Heilmittelkatalog der gesetzlichen Krankenkassen.
Laut Sozialgesetzbuch 5 (SGB V § 61 V) müssen Sie als gesetzlich Krankenversicherter (ab dem 18. Lebensjahr) einen Teil der vertragsärztlich verordneten Heilmittel selbst bezahlen, es sein denn, Sie werden von der Zuzahlung befreit.
Die Kosten pro Rezept betragen 10 €, plus 10 % der verordneten Therapiekosten.
Erfolgt die Behandlung über ein Privatrezept, können Sie die Rechnung bei Ihrer privaten Krankenkasse oder Zusatzversicherung einreichen. Sind Sie bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert, fragen Sie bitte vorab, ob die Kosten erstattet werden.