Bei Störungen des zentralen Nervensystems und des Haltungs- und Bewegungsapparates
Durch wiederholtes Auslösen reflexbedingter Bewegungen können Nervenblockaden wieder freigeschaltet oder neu gebahnt werden.
Im Laufe unseres Lebens kann es passieren, dass wir unsere angeborenen physiologischen Bewegungsmuster verlernen oder verlieren. Eine neurologische Erkrankung zum Beispiel oder funktionelle Störungen unseres Haltungs- und Bewegungsapparates sind mitunter für eine verzögerte Entwicklung und Einschränkung unserer Beweglichkeit verantwortlich. Das kann sich bereits im frühesten Kindesalter abzeichnen. Die Vojta-Therapie wird daher schwerpunktmäßig in der Pädiatrie eingesetzt. Ebenso können sowohl bei Säuglingen als auch bei Erwachsenen ideale Bewegungsmuster, eine verbesserte Haltung und eine gesunde Wahrnehmung – zumindest in Teilbereichen – wiedererlangt werden.
Die Vojta-Therapie wird eingesetzt u. a. bei:
- zentralen Koordinationsstörungen im Säuglingsalter
- Kopfgelenks-Induzierter-Symmetrie-Störung (KISS)
- Apoplex (Schlaganfall)
- Multipler Sklerose
- Bewegungsstörungen als Folge von Hirnverletzungen/Hirntumoren
- peripheren Lähmungen der Arme und Beine (z. B. Plexusparesen)
- diversen Muskelerkrankungen
- Einschränkungen der Atmungs-, Schluck- und Kaufunktionen
- Erkrankungen und Funktionseinschränkungen der Wirbelsäule (z. B. Skoliose)
- Erkrankungen des zentralen Nervensystems, mit einer Veränderung des Spannungszustandes der Muskulatur
- Hüftgelenkdysplasien und -luxationen
Die wichtigste Voraussetzung für die Vojta-Therapie ist eine intakte neuromuskuläre Verbindung. Nur wenn Muskeln und Nerven noch miteinander vernetzt sind, können normale Bewegungsabläufe durch die Therapie ausgelöst und von unserem Gehirn gespeichert werden. Wir behandeln Sie individuell abgestimmt auf Ihre Grunderkrankung und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Grenzen.
Vorsicht bitte bei: akuten fieberhaften bzw. entzündlichen Erkrankungen, bestimmten Herz- und Muskelerkrankungen und Schwangerschaft. Informieren Sie Ihren verordnenden Arzt darüber.
Was ist Vojta-Therapie?
Die Vojta-Therapie ist ein eigenständiges, komplexes Therapiekonzept, das von speziell ausgebildeten Therapeuten ausgeführt und angeleitet wird.
Bei der Vojta-Therapie werden unbewusste Muskelfunktionen, die Sie für spontane Bewegungen im Alltag benötigten, aktiviert. Das gilt besonders für die Bereiche: Wirbelsäule, Extremitäten und Kopf/Gesicht. In der Erwachsenentherapie erfordert es mitunter den Ganzkörpereinsatz Ihres Vojta-Therapeuten mit speziellen Druck- und Zugreizen sowie gezielten Widerständen auf Ihre Muskulatur und/oder Knochen einzuwirken. Auf diese Weise sollen angeborene Bewegungsmuster stimuliert werden. Sie selbst reagieren unwillkürlich, aber bei erfolgreicher Umsetzung in einer gesunden Art und Weise auf diese Reize.
Erfahrungsgemäß erzielen wir die besten Behandlungsresultate, wenn sich bei Ihnen noch keine motorischen Ersatz-Bewegungsmuster entwickelt und fixiert haben. Sollte das bereits der Fall sein, ist das Ziel unserer Behandlung, dass Sie Ihre normalen motorischen Abläufe bis hin zur vollkommenen Beherrschung Ihrer willkürlichen Motorik in größtmöglichem Umfang zurückgewinnen.
Ihr Therapeut kann durch die Vojta-Methoden Ihre Muskulatur – je nach Indikation – aktivieren oder entspannen. Für Sie als Patient oder Ihr Kind/Baby ist die Behandlung schmerzfrei. Das ist wichtig, da Schmerzen die Muskulatur verkrampfen lassen, was sich kontraproduktiv auf die Therapie auswirkt.
Es kommt mitunter vor, dass Ihr Baby während der Behandlung schreit. Bitte lassen Sie sich davon nicht verunsichern. Das ist lediglich eine Reaktion auf die ungewohnte Aktivierung. In der Regel bessert sich das Schreien von Behandlung zu Behandlung. Ihr Baby gewöhnt sich an die Therapie. Die meisten unserer kleinen Patienten haben sogar richtig Spaß daran.
Bei einer ärztlichen Verordnung über KG-ZNS (Krankengymnastik bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems/Rückenmarks) ist die Krankengymnastik nach Vojta (neben der PNF- und Bobath-Therapie) eine der möglichen Therapieformen.
Zum Ablauf:
Vor Beginn der Behandlung untersucht Ihr Therapeut die Einschränkungen Ihrer Körperfunktionen, um einen Befund und ein Therapiekonzept für Sie/Ihr Kind zu erstellen.
Die Vojta-Therapie wird regulär auf einer Behandlungsliege ausgeführt. Sie erfolgt unter anderem in Rücken-, Bauch- oder Seitenlage.
In der Krankengymnastik nach Vojta spielt die sogenannte Reflexlokomotion die Hauptrolle. Unter Reflexlokomotion versteht man eine unwillkürliche Bewegung als Antwort auf einen therapeutisch gesetzten Reiz. Praktisch basiert die Behandlung auf zwei unterschiedlichen Bewegungskomplexen:
Reflexumdrehen (häufig eingesetzt bei Säuglingen)
- geht von der Rückenlage in die Seitlage über und mündet in den Krabbelgang
Reflexkriechen
- beinhaltet wesentliche Bestandteile der Fortbewegung
- Grundposition ist die Bauchlage, der Kopf liegt gedreht seitlich auf der Behandlungsliege
Um die positiven Effekte Ihrer Behandlung möglichst lange „nachhallen“ zu lassen, sollte die Vojta-Therapie mehrfach täglich durchgeführt werden. Wie sich Ihre Hausaufgaben darstellen und wie Sie diese eigenständig oder mithilfe Ihrer Angehörigen durchführen können, erarbeiten wir gemeinsam.
Bei der Behandlung von Säuglingen oder Kindern leiten wir Sie als Eltern an, wie Sie die Übungen Zuhause fortsetzen können.
Wie lange dauert Vojta-Therapie?
Krankengymnastik nach Vojta dauert, je nach Verordnung, mindestens 25 Minuten. In dieser Zeit sind das Aus- und Ankleiden, die Untersuchung, Hygienemaßnahmen und die schriftliche Dokumentation für Ihren Arzt enthalten.
Welche Ziele hat Vojta-Therapie?
Mit der Krankengymnastik nach Vojta soll die „ideale Motorik” mit allen feinen Bewegungen und Gleichgewichtsreaktionen wieder hergestellt werden.
Des Weiteren:
- Verbesserung der Haltung
- Aktivierung der natürlichen, angeborenen Fähigkeiten
- Steigerung der Vitalkapazität
- Ausprägung der inneren Wahrnehmung
- Förderung einer gesunden Entwicklung
- Erhalt und/oder Wiederherstellung selbstständigen Handelns
Was kostet Vojta-Therapie?
Ihr Arzt kann neurologische Krankengymnastik (KG-ZNS) als Heilmittel verordnen. Bei zerebral bedingten Bewegungsstörungen von Kindern und Erwachsenen zählt die Vojta-Therapie zu den Behandlungsmöglichkeiten Ihres Physiotherapeuten und wird über das Rezept abgerechnet.
Für welche Erkrankungen und in welchem Umfang Ihr Arzt eine ambulante Behandlung verordnen kann, regelt der Heilmittelkatalog der gesetzlichen Krankenkassen.
Laut Sozialgesetzbuch 5 (SGB V § 61 V) müssen Sie als gesetzlich Krankenversicherter (ab dem 18. Lebensjahr) einen Teil der vertragsärztlich verordneten Heilmittel selbst bezahlen, es sein denn, Sie werden von der Zuzahlung befreit.
Die Kosten pro Rezept betragen 10 €, plus 10 % der verordneten Therapiekosten. Kinder sind bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres grundsätzlich zuzahlungsfrei.
Erfolgt die Behandlung über ein Privatrezept, können Sie die Rechnung bei Ihrer privaten Krankenkasse oder Zusatzversicherung einreichen. Sind Sie bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert, fragen Sie bitte vorab, ob die Kosten erstattet werden.